Am 16.5.24 ist bei unserem ältesten Paar der Schneekraniche entlang des Kranichsees ein Jungtier geschlüpft. Da gibt es aber noch eine Besonderheit…denn die beiden Elterntiere, die das Jungtier fürsorglich führen und verteidigen, sind nicht die genetischen Eltern. Das Weibchen „Cleopatra“ und das Männchen „Beethoven“ sind beide bereits im Jahr 1991 im Weltvogelpark Walsrode geschlüpft und somit rund 33 Jahre alt. Das Weibchen legte in den letzten Jahren weiterhin Eier, jedoch waren diese nicht mehr befruchtet. Auch in diesem Jahr baute das Paar wieder ein Nest und es kam zur Eiablage. Nachdem sicher war, dass auch diese Eier nicht befruchtet waren, wurden diese mit zwei Eiern eines anderen Zuchtpaares ausgetauscht und es kam zum Schlupf! Nun können Cleopatra und Beethoven erneut zeigen, was für fürsorgliche Eltern sie sind, indem sie das Küken des anderen Paares aufziehen. Das zweite Zuchtpaar hat kurz danach bereits ein Nachgelege produziert und brütet nun erneut auf zwei Eiern. Nun hoffen wir, dass auch aus diesem Gelege ein oder zwei Küken schlüpfen.
Denn der Schneekranich ist in freier Wildbahn vom Aussterben bedroht. Es existieren nur noch zwei Sub-Populationen mit getrennten Brutgebieten im westlichen und östlichen Sibirien. Diese Kranich-Art ist ein absoluter Langstreckenzieher - die Überwinterungsgebiete der westlichen Population liegen in Indien und dem Iran, die der östlichen Population im südlichen China. Während der Zuges rastet der Schneekranich in Feuchtgebieten entlang des Zugweges und überquert mehrere Länder sowie Gebirgszüge. Durch die Umwandlung von Feuchtgebieten in Agrarflächen und die Umleitung und Aufstauung von Wasser für menschliche Zwecke, wird die Art auf der Roten Liste als vom Aussterben bedroht geführt! Die Gesamtzahl in freier Wildbahn wird auf nur noch 3500 - 4000 Individuen geschätzt. Seit der deutschen Erstzucht 1991 in Walsrode gelingt hier die regelmäßige Zucht. Der Weltvogelpark ist Zuchtbuchführer des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms und koordiniert zooübergreifend den Erhalt der Population. Es wird gewährleistet, dass der genetische Pool dieser Art vielfältig erhalten bleibt, Inzucht vermieden wird und die Zucht der Art nachhaltig außerhalb der freien Wildbahn sinnvoll gesteuert wird.
Ebenfalls entlang des Kranichsees lassen sich grau-bedunte Küken der eigentlich in Südamerika beheimateten Schwarzhalsschwäne entdecken. Zur Brutzeit wird ein Nest im Schutz dichter Vegetation in Flachwasserzonen errichtet. Allein das Weibchen bebrütet die im Schnitt 4 bis 6 Eier für etwa 35 Tage. Nach dem Schlupf kümmern sich beide Elterntiere um den Nachwuchs, führen und beschützen ihn. Im Alter von etwa drei Monaten kann man sehen, dass sich das Gefieder am Hals langsam schwarz färbt.
Auch in anderen Gehegen lassen sich brütende Elternvögel oder bereits geschlüpfte Jungtiere entdecken! In der Meeresentenanlage nahe den Greifvögeln wuseln kleine Säbelschnäbler auf langen Beinen zwischen den schwarzweißen Elterntieren herum. Die Küken sind Nestflüchter, die bereits kurz nach dem Schlupf das Bodennest verlassen und mit den Eltern mitlaufen. Ihr gräulich-braun-geflecktes Gefieder tarnt sie dabei hervorragend in ihrem natürlichen Lebensraum – Sand- und Kiesbänke sowie Feuchtwiesen an der Küste – vor Fressfeinden.
In der Fasanerie lässt sich das bereits flügge gewordene Jungtier der Celebes-Tariktikhornvögel entdecken. Genistet wird in freier Wildbahn in natürlichen Baum-Hohlräumen oder verlassenen Spechthöhlen. Spannend für Hornvögel – es handelt sich um kooperative Brüter, die in Familiengruppen von bis zu 10 Vögeln auftreten können. Es handelt sich um ein Brutpaar mit adulten „Helfern“ am Nest – Es sind die Jungtiere der Vorjahre, welche bei der Aufzucht der neuen Jungen helfen. Die meist zwei Eier werden in freier Wildbahn zwischen April und Oktober gelegt. Die Inkubation dauert rund 28 bis 30 Tage, gefolgt von der Nestlingsphase, welche bis zu 70 Tage umfasst, bevor die Jungtiere die Bruthöhle verlassen und ausfliegen. Unser Pärchen der Celebes-Tariktikhornvögel ist bereits seit 2012 im Weltvogelpark und ursprünglich im Zoo von San Diego, beide als Naturbrut, geschlüpft. Das Paar hat schon öfter seine Qualitäten bei der Aufzucht eigener Jungtiere in Naturbrut bewiesen, zuletzt erst letztes Jahr.
Auch in der Fasanerie hat der Rotkardinal, das Männchen ist an seiner auffällig roten Gefiederfärbung gut erkennbar, bereits Mitte Mai vier ausgeflogene Jungtiere vorzuzeigen – die Kleinen sind momentan gut versteckt im Geäst der dicht bewachsenen Voliere unterwegs, lassen sich aber auch beim Sonnenbaden auf einem Ast erwischen. Bereits Mitte April wurde das Pärchen aktiv und das in olivbraunen Tarnfarben gekleidete Weibchen baute aus Zweigen, Gräsern und Moos ein Nest, in das sie vier Eier legte. Anfang Mai sind aus den vier Eiern auch vier Jungtiere geschlüpft, die zwar Nesthocker sind, aber bereits am 17.5.24 nach rund 11 Tagen voll befiedert das Nest verlassen haben. Seitdem waren die Eltern – besonders das Männchen – fleißig dabei, jedem Jungtier Futter zu bringen. Richtig unabhängig werden sie im Alter von 38 bis 45 Tagen. Das Weibchen beginnt meist bereits mit der nächsten Brut…so auch bei uns im Park! Es werden bereits die nächsten Eier bebrütet.